Was sagt Ihnen der Name Carl von Carlowitz? Er ist der Erfinder der Nachhaltigkeit. Das ist schon lange her, aber trotzdem aktueller denn je!
Energie ist das Schwungrad wirtschaftlicher Entwicklung. Ist der Bedarf größer als die knappe Ressource, hat man eine Energiekrise. Diese gibt es nicht erst seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhnderts als die automobile Entwicklung rasanten Mehrverbrauch an Bezin und Diesel mit sich brachte und die OPEC-Staaten den Hahn zudrehten. Bereits das 18. Jahrhundert ging als Jahrhundert der großen Energiekrise in Europa in die Geschichte ein. Energieträger war damals freilich nicht das Öl, sondern das Holz. Das Wort von der „Holznot“ machte die Runde. Der Bedarf an Holz wuchs und wuchs, durch den rapiden Anstieg der Bevölkerung und das Wachstum der Städte. Die Menschen brauchten Holz für den Hausbau, ihre Küchen, ihre Wohnstuben und ihr Werkzeug. Doch Europas Wälder gaben nicht genügend Holz her.
In dieser Krisenzeit Zeit wurde Hans Carl von Carlowitz geboren. An Heiligabend 1645 erblickte er auf Burg Rabenstein bei Chemnitz gdas Licht der Welt und starb am 3. März 1714 in Freiberg (Sachsen) im Alter von 68 Jahren. Der Spross aus einer Familie des sächsischen Uradels sollte das Gesicht Europas verändern wie wenige andere.
Der Erfinder der Nachhaltigkeit
„Sylvicultura oeconomica oder Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht“ heißt Carlowitz’ Werk, genauer der Anfang des Titels. Es folgten 16 in kleinen Lettern gesetzte Zeilen, die den Inhalt genau beschreiben. Mit diesem Werk hat er es bis ins deutsche Bundeswaldgesetz geschafft. „Der Wald soll im Rahmen seiner Zweckbestimmung ordnungsgemäß und nachhaltig bewirtschaftet werden“, heißt es heute noch in Paragraph 11 des Gesetzes zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft.
Zwar taucht in dem Werk das Wort „nachhaltig“ nur ein einziges Mal auf, und doch sollte Carlowitz das Antlitz der deutschen Landschaft dauerhaft prägen. Auf Seite 105 fordert der sächsische Oberberghauptmann, „eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen, daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe“. Dies war das Gründungsmanifest der Forstwissenschaft, die nachhaltige Holzwirtschaft zum zentralen Prinzip erhob. Aus dem Wald soll nicht mehr herausgeholt werden, als dieser langfristig nachwachsen lassen kann.
Das ursprünglich quantitative Verständnis von Nachhaltigkeit des Hans Carl von Carlowitz ist heute allgegenwärtig. Kaum ein Unternehmen kommt um Nachhaltige Unternehmensführung herum. Der ursprünglich quantitative Begriff der Nachhaltigkeit wandelte bis heute sich zu einem qualitativen. Das hat sich von der Forstwirtschaft auf die Gesamtwirtschaft übertragen: Lange sollten Investments schlicht zuverlässig eine Rendite abwerfen. Heute liegt der Schwerpunkt sehr viel mehr darauf, dass nachhaltige Unternehmen von Grund auf ressourcenschonend konzipiert werden. Der Akzent verlagert sich von der Rendite hin zu Konzepten, bei denen die Qualität der unternehmerischen Tätigkeit stärker im Vordergrund steht. Die Vorstellung, dass Unternehmen für Nachhaltigkeit niedrigere Renditen in Kauf nehmen müssen, ist überholt. Nachhaltigkeit vermindert vor allem die Risiken der unternehmerischen Tätigkeit.