Welterschöpfungstag: Ab dem Jahr 2030 brauchen wir zwei Planeten

Die Weltbevölkerung wächst rasant und verbraucht immer mehr Ressourcen. Am Montag, den 8. August sind rechnerisch die natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann. Das teilt die Naturschutzorganisation WWF (World Wide Fund For Nature) mit. Lebte die Menschheit unverändert weiter wie bisher, benötigten wir bis zum Jahr 2030 zwei Planeten, um unseren Bedarf an Nahrung und nachwachsenden Rohstoffen zu decken.

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Weltüberlastungstag um fünf Tage nach vorn gerutscht. Reichten die Ressourcen in 2015 noch bis zum 13. August, ist in diesem Jahr bereits am 8. August der Zeitpunkt erreicht gewesen, an dem die Menschheit von den „stillen Reserven“ der Erde lebt.

Der Erdüberlastungs- oder Welterschöpfungstag ergibt sich aus Berechnungen des Global Footprint Networks. Sie gehen auf das Konzept des „ökologischen Fußabdrucks“ zurück, der besagt, wie viel Fläche benötigt wird, um sämtlichen Ressourcenbedarf inklusive der Energieversorgung zu gewährleisten. Großen Einfluss haben dabei zum Beispiel der Wasserverbrauch, die Lebensmittelproduktion, Wohnen und Brennstoffe.

Allein die Kohlendioxid-Emissionen (CO2-Emissionen) haben sich laut WWF seit dem Jahr 1970 mehr als verdoppelt. Sie spielen eine bedeutende Rolle beim „Fußabdruck“: Beim CO2-Ausstoß wird berechnet, welche Waldfläche theoretisch nötig wäre, um das Treibhausgas aufzunehmen und wieder aus der Atmosphäre zu entfernen. Weil die Emissionen zunehmen, vergrößert das den ökologischen Fußabdruck der Menschheit. CO2-Emissionen tragen bereits 60 Prozent zum ökologischen Fußabdruck der Menschheit bei.

Deutschlands Bilanz noch schlechter

Deutschland hat sein Öko-Konto für 2016 schon am 28. April überzogen. Laut der Umweltschutzorganisation Germanwatch liegt das vor allem am hohen CO2-Ausstoß bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas für Energie und Verkehr. Dem erzeugten CO2 wird bei den Berechnungen die Fläche der deutschen Wälder und Gewässer gegenübergestellt, die das entstandene Gas aufnehmen können. Außerdem sorge die industrielle Landwirtschaft mit ihrem hohen Flächenbedarf, vor allem für die Fleischproduktion, für Öko-Schulden.

Im Moment liegt der Faktor, um den die Menschheit die Biokapazität der Erde überlastet, bei 1,6. Für Industrieländer ist der Wert aber viel höher, weil sie deutlich mehr Energie und Güter verbrauchen als etwa Entwicklungsländer: Bei einem weltweiten Konsum und Lebensstil wie in den USA wären sogar 4,8 Erden nötig – bei einem Leben wie in Indien dagegen nur 0,7.

Der globale Kontostand rutscht 2016 nicht zum ersten Mal ins Minus. Seit über 30 Jahren häuft die Menschheit jährlich neue Schulden an. Laut WWF stagniert der ökologische Fußabdruck Deutschlands seit zehn Jahren auf gefährlich hohem Niveau. Jeder Deutsche verbraucht demnach mehr als doppelt so viele Ressourcen, wie ihm jährlich eigentlich zustehen würden. Deutschland müsse daher insbesondere Landwirtschaft und Verkehr nachhaltiger ausrichten und Schutzgebiete wirksamer schützen. Eine besondere Bedeutung habe zudem die konsequente Durchsetzung der Energiewende und die Reduzierung der Treibhausgasemissionen insbesondere im Stromsektor.