Studie zur Nachhaltigkeit im Mittelstand: Energieeffizienz im Fokus

Nachhaltigkeit ist ein Imagefaktor. Unternehmen, die glaubhaft Grün und gesellschaftlich engagiert sind, stehen bei Verbrauchern, Stakeholdern und potenziellen Bewerbern hoch im Kurs. Deshalb zahlt es sich auch finanziell aus, sich mit dem Begriff „Nachhaltig“ zu schmücken. Kein Wunder, dass sich die deutschen Unternehmen zunehmend um Nachhaltigkeit in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales bemühen. Wo der Mittelstand steht, zeigt eine aktuelle Studie.


Wie weit Nachhaltigkeit bei deutschen Mittelständlern umgesetzt ist und wo wo Nachholbedarf besteht, wurde aktuell von der Technischen Universität Dortmund im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Baker Tilly untersucht. Für ihre Studie über die Rolle der Verantwortung eines Unternehmens gegenüber der Gesellschaft, also Corporate Social Responsibility oder kurz CSR, wurden 229 mittelständische Unternehmen zu ihrem Nachhaltigkeits-Engagement befragt.

Nachhaltigkeit ist Bestandteil der Unternehmensstrategie

Die Studie zeigt, dass die befragten Unternehmen bereits zahlreiche CSR-Maßnahmen umsetzen und in den Bereichen Gesellschaft, Mitarbeiter und Umwelt sehr aktiv sind. Rund 74 Prozent der Befragten haben sich demnach bereits mit Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. 80 Prozent glauben, dass es sehr wichtig ist, diesen Aspekt der Unternehmensführung auch in die Unternehmensstrategie zu integrieren. Allerdings hat erst jedes zweite Unternehmen auch eine Strategie, wie es Nachhaltigkeit definiert und wie die sich in die Unternehmensführung integrieren lässt.

Energie- und Ressourceneffizienz stehen im Fokus der Umweltaktivitäten

Hoch im Kurs steht bei den befragten Unternehmen das Umweltengagement im Bereich der Energieeffizienz. 93% verfolgen Aktivitäten zur Reduktion des Energieverbrauchs, 84 % den Ressourcenverbrauch und 76% sind im Recycling-Management/Abfallwirtschaft aktiv. Nur 1% der befragten Unternehmen gab an, keien Aktivitäten im Beriech des Umwelt zu haben. Im Bereich des gesellschaftlichen Engagements, der zweiten Säule der Nachhaltigkeit, unterstützen 84% der befragten Unternehmen soziale, karitative oder kirchliche Einrichtungen. 68% fördern Sportvereine. Nur 3% der Unternehmen gaben an, kein gesellschaftliches Engagement zu haben.

Verbindliche Orientierung fehlt

Die Studie wirft aber auch Licht auf die Umsetzungshemmnisse im Bereich der CSR. So fehlt es oftmals an organisatorischer Struktur und verbindlichen Maßstäben. Die Personalabteilung organisiert den ehrenamtlichen Einsatz beim Sommerfest des Kindergartens, die Marketingabteilung bewirbt eine Aufforstungsaktion im örtlichen Naturschutzgebiet. An einer Koordination aller Aktionen und Plänen fehlt es. Nur zehn Prozent der Befragten haben zentrale Ansprechpartner für CSR benannt, beim großen Rest kümmert sich die Personalabteilung oder das Marketing nebenbei darum. Es fehlt die verbindliche Orientierung, so wie sie in anderen Unternehmensbereichen vorgegeben ist, wo es primär und unmittelbar um Profitabilität geht.“

Von den Kunden wird das CSR-Engagement laut Untersuchung in der Regel positiv aufgenommen. Anders als im Mittelstand besteht bei Konzernen jedoch das Risiko, dass dasselbe Engagement, „schon mal mit Greenwashing in Verbindung gebracht“ wird, so die Studie. Allerdings müssen die Konzerne zumindest Buch darüber führen, wie ihr Engagement konkret aussieht – das müssen Mittelständler nicht. An der seit Januar 2017 geltende Verpflichtung der börsennotierte Unternehmen, einen CSR-Bericht zu schreiben, übt die Studie daher Kritik: Anders als bei der Bilanzierung findet beim CSR-Bericht keine inhaltliche Prüfung statt. Der Bericht ist also im Zweifelsfall das Papier nicht wert, auf dem er steht.

Trotzdem wird Nachhaltigkeit und die Dokumentation der Aktivitäten auch für immer mehr Mittelständler Pflicht, wie Christiane Pott von der TU Dortmund und Co-Autorin der Studie, sagt. „Zwar stehen aktuell vor allem Großunternehmen im Fokus der CSR-Debatte, nichtsdestotrotz können die aktuell voranschreitenden gesetzlichen Verschärfungen zur verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung für Großunternehmen durchaus auch eine Ausstrahlwirkung auf den Mittelstand entfalten. Schließlich handelt es sich bei mittelständischen Unternehmen oftmals um Zulieferer von Großkonzernen, die von ihren Partnerunternehmen eine Ausweitung der CSR-Informationen verlangen können.“ Unterstrichen wird dies davon, dass bereits 34 Prozent der befragten Unternehmen ökologische Kriterien bei der Lieferantenauswahl heranziehen und weitere 41% dies im Zukunft beabsichtigen, zusammen also 75% der befragten Unternehmen.

Kommunikation und Berichterstattung als Schlüssel zum Erfolg

Deshalb rät Pott mittelständischen Unternehmen dazu, sich vor allem um eine bessere Kommunikation des Engagements zu bemühen. Sie rät Unternehmen, einen Blick in standardisierte Rahmenwerke wie zum Beispiel die GRI Richtlinien oder die Leitsätze des UN Global Compact zur Berichterstattung und Kommunikation zu werfen. „Auch für den Mittelstand wären diese Rahmenkonzepte durchaus zu empfehlen“, so Pott.

Durch die ausführliche Berichterstattung könnten die Ziele im Bereich Nachhaltigkeit außerdem besser definiert und im Nachhinein evaluiert werden. Dies erleichtert nicht nur die Erfolgskontrolle. Auch die Einbeziehung von CSR-Themen in die gesamte Unternehmensstrategie lässt sich hiermit deutlich einfacher gestalten. Auf diese Weise ist das Reporting der entscheidende Schlüssel für mehr nachhaltiges Wirtschaften insgesamt. Und potentielle Geschäftspartner sehen auf den ersten Blick, ob sich eine Partnerschaft auch im eigenen CSR-Bericht gut macht. Das Motto für den Mittelstand muss daher lauten: Tue Gutes und rede darüber beziehungsweise schreibe es in deinen Nachhaltigkeitsbericht. Dann kann Nachhaltigkeit auch „zu einem festen und verbindlichen Bestandteil der Unternehmensphilosophie werden, so das Fazit der Studie.