Steigender Stromverbrauch zwingt zu mehr Energieeffizienz. Was sagen die Parteien dazu?

Die Umlage für die Erneuerbaren Energien ist 2017 um 8,3 Prozent auf das Rekordniveau von 6,88 Cent je Kilowattstunde gestiegen. Anders als prognostiziert wird Deutschland  in diesem Jahr wegen der robusten Konjunktur und der anhaltenden Zuwanderung wieder deutlich mehr Strom verbrauchen.

Energiekosten steigen wieder, EEG-Umlage auf Rekordhoch

Damit zeichnet sich eine Trendumkehr ab: Durch Investitionen in Energieeffizienz ist es seit 2010 gelungen, den Stromverbrauch Jahr für Jahr trotz Wirtschaftswachstums zu senken. Triebfeder waren auch die damals stark steigenden Energiepreise. Bereits im Jahr 2015 hatte es erstmals wieder eine Zunahme des Verbrauchs gegeben.

Da Strom vor allem aus erneuerbaren Quellen künftig in immer mehr Bereichen wie im Verkehr oder zur Erzeugung von Gas für den Wohnungssektor benötigt wird, wird der Verbrauch auch zukünftig weiter steigen, wenn nicht gegengesteuert wird. Das Stichwort heißt daher Energieeffizienz. Wachstum ohne eine gleichzeitige Steigerung des Energieverbrauchs. Doch haben die politischen Parteien dies auf dem Schirm? Hier gibt ein Blick in die Wahlprogramme der Parteien zur Bundestagswahl am 24. September Aufschluss. Das INSE hat nachgeschaut.

Nur durch mehr Energieeffizienz kann die Zunahme des Stromverbrauchs gebremst werden. Auch für den Klimaschutz ist Energieeffizienz unverzichtbar, denn die beste Energie ist die, die erst gar nicht erzeugt werden muss. Um es vorweg zu nehmen: Der Blick in die Wahlprogramme lässt Ernüchterung aufkommen. Weder bei der CDU noch bei der FDP taucht das Wort Energieeffizienz überhaupt auf. Die übrigen Parteien bekennen sich zwar zu diversen Effizienzzielen und -maßnahmen, ein ausdrückliches Energieeffizienz- beziehungsweise Energieeinspargesetz planen aber nur die Bündnis90/ Die Grünen.

Energieeffizienz bei den Grünen: Unternehmen zur Kasse, bitte

Über ein Klimaschutzgesetz sollen die zur Erreichung der Ziele des Weltklimaabkommens notwendigen nationalen Reduktionsanstrengungen rechtsverbindlich festgelegt werden. Die Sektoren Stromerzeugung, Verkehr, Landwirtschaft, Industrie und Gebäudeenergie sollen so verpflichtet werden. Geplant wird eine CO2-Abgabe für Emittenten, deren Erlös unter anderem für sozialverträgliche Gebäudeenergieeffizienzmaßnahmen verwendet werden soll. Statt auf Innovationspolitik und Anreize, in Energieeffizienzmaßnahmen zu investieren, setzt die Partei für die Wirtschaft auf Zwang.

Parteien verschlafen Chance der Steigerung der Energieeffizienz

„Die Parteien verschlafen bislang die Chance, Energieeffizienz positiv zu besetzen, als Wettbewerbsfaktor zu erkennen und für sich zu nutzen. Dabei würde eine stringente Energieeffizienzstrategie Deutschland bei der Senkung des Energieverbrauchs, der Versorgungssicherheit und der Bewältigung der Energiewende nach vorne bringen und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.“ so INSE Geschäftsführer Peter Schäfer.

Ein stärkerer Fokus auf Energieeffizienzmaßnahmen sollte Vorrang haben solange dies volkswirtschaftlich sinnvoller ist als der Bau von neuer Infrastruktur zur Energiegewinnung. Nur so kann eine nachhaltige Abkoppelung von Energieverbrauch und Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum erreicht werden.

Mehr Ergebnisorientierung bei der Energieeffizienz erforderlich

Dies setzt allerdings voraus, dass genügend Energieeffizienzmaßnahmen durchgeführt und die geplanten Einsparungen auch durch konkrete Umsetzungsmaßnahmen tatsächlich erreicht werden. Auch hier lassen die Wahlprogramme der Parteien wünschenswerte Konkretisierungen vermissen, wie in der Energieeffizienz mehr Qualität und Ergebnisorientierung erreicht werden können.