Vom 18. bis 20. September war Köln die Hauptstadt des Fairen Handels. Das INSE war beim bislang größten interaktiven Kongress zum Fairen Handel unter dem Motto „Fair begegnen – Fair gestalten“ vertreten.
Auf dem Kongress, der gemeinsam von TransFair und Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ausgerichtet wurde, drehte sich alles um die Gestaltung fairer Lieferketten, die Aktivitäten deutscher Kommunen fair gehandelte Produkte und Dienstleistungen in ihrer Beschaffung zu berücksichtigen und Bürger und Mitarbeiter über die Ziele, den Status Quo und die Notwendigkeit des fairen Handels zu informieren.
1.000 Speaker und internationale Gäste aus Zivilgesellschaft, Kommunalverwaltung und Wissenschaft, Startup-Gründerinnen und –Gründer trafen sich im Kölner E-Werk und Palladium zum „Kongress der Ideen und Taten“. „Die Klimakrise, geopolitische und wirtschaftliche Krisen werden wir nur mit gebündelten Kräften lösen“, so Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von TransFair. „Hier auf dem Kongress erlebe ich eine kreative Diskussions- und Ideenkultur, die zeigt, dass es noch nicht zu spät ist für ein Umdenken und dass der faire Handel eine wichtige Lösungsoption ist.“
Keine Bewältigung der Klimakrise
ohne Fairen Handel
Dem Fairen Handel kommt bei der Bewältigung der Klimakrise eine wichtige Rolle zu:
Nur wer Lieferketten nachhaltig gestaltet, den Bauern, Arbeitern und
Produzenten ermöglicht, mit ihrer Tätigkeit ein existenzsicherndes Einkommen zu
erzielen, schafft die Voraussetzungen für Umwelt- und Klimaschutz in den
Entwicklungsländern. Auch die öffentliche Hand als großer Beschaffer muß hierzu
ihren Beitrag leisten. Das Motto global denken und lokal handeln ist deshalb für
Michael Marwede von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt entscheidend:
„Globale Verantwortung und die Umsetzung der Agenda 2030 gelingt – oder
scheitert – in Kommunen“, sagte Marwede.
Fairness for Future
Gesellschaftliches
Umdenken sei dringend nötig, gab Wirtschaftsökonom Niko Paech auf dem Kongress
in seinem Vortrag zum Thema „Nachhaltigkeit, Wachstum und globale
Gerechtigkeit“ zu bedenken: „Die Menschen waren nie reicher, freier, gebildeter
und gaben sich problembewusster – während sie zugleich nie ökologisch
verantwortungsloser lebten.“ Er forderte einen Wandel, weg vom
Wachstumsparadigma, hin zu bewusstem, fairem Konsum mit Rücksicht auf die
endlichen Ressourcen unseres Planeten.
Intensiver Austausch in zahlreichen, innovativen Werkstattforen
In einer Vielfalt interaktiver Sessions wie Coachings, Speed Datings und Kreativ-Werkstätten diskutierten die Teilnehmenden mögliche Wege dorthin und entwickelten Aktivitäten für Klimafairness und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Startup-Gründerinnen und -Gründer, engagierte Akteure aus Kommunalverwaltung und Zivilgesellschaft vernetzten sich untereinander für globale Gerechtigkeit auf lokaler Ebene und Kaffeebäuerinnen aus Mexiko, Honduras und Ruanda tauschten sich mit Gästen aus Wissenschaft und Wirtschaft aus. Auch Aktive der Fridays for Future-Bewegung wie Plant-for-the-Planet Gründer Felix Finkbeiner ließen es sich nicht nehmen, beim Kongress ihre Ideen und Taten einzubringen.
Auszeichnung zur Hauptstadt des Fairen Handels 2019
Neben
Diskussion und Austausch bot der Kongress auch den Rahmen zum Feiern: Am
Mittwochabend fand die Auszeichnungsfeier zur „Hauptstadt des Fairen Handels“
statt. Nach Köln, der 2017 ausgezeichneten fairen Hauptstadt, durfte nun
Neumarkt in der Oberpfalz den Titel tragen. Die Auszeichnung wird alle zwei
Jahre von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt vergeben. Neumarkt
setzte sich im Bewerbungsverfahren gegen 99 Konkurrenten durch.
Am Donnerstagabend folgt die Jubiläumsfeier zum zehnjährigen Bestehen der
Kampagne Fairtrade-Towns. Fast 650 Kommunen in ganz Deutschland tragen bereits
den Titel und demonstrieren so ihr Engagement für den Fairen Handel. Fast die
Hälfte der Menschen in Deutschland lebt mittlerweile in einer solchen Fairtrade-Town.