Durch die Corona-Pandemie ist der Klimawandel bei Politik und Öffentlichkeit aus dem Blick geraten. Der Weltressourcentag, der dieses Jahr auf den 22. August fällt, macht nun deutlich: Weltweite Lock-downs und geringere Wirtschaftsleistung in der ersten Jahreshälfte haben der Welt gerade einmal drei Wochen Aufschub gebracht.
Die Welt hat ihre jährlichen Ressourcen nach knapp acht Monaten verbraucht. Lebten alle wie die Deutschen, wären es vier Monate. Mit dem aktuellen Ressourcenverbrauch benötigte die Bundesrepublik trotz Corona gar die Ressourcen von drei Planeten.
Corona verschafft der Welt einen Aufschub von gerade einmal drei Wochen
Im Zuge der Corona-Pandemie ist die weltweite Wirtschaftsleistung stark eingebrochen. Die Belastung für Umwelt und Natur ist dagegen weit weniger stark gesunken. Zwar ist der sogenannte Weltressourcentag erstmals seit Jahren wieder nach hinten gerutscht, aber der positive Effekt auf Ressourcenverbrauch und Klimawandel ist weit geringer als gemeinhin angenommen: Gerade einmal drei Wochen Aufschub brachten die Lock-downs in der ersten Jahreshälfte.
Der Weltressourcentag wird jährlich ermittelt von der Umweltorganisation Global Footprint Network und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Er markiert den Tag an dem die Menschheit die natürlichen Ressourcen der Erde für das laufende Jahr rechnerisch bereits aufgebraucht hat. Er beschreibt damit den Zeitpunkt, an dem die Weltbevölkerung mehr Rohstoffe verbraucht, als im Verlauf eines Jahres nachwachsen können.
Langfristtrend zeigt dramatische Entwicklung
Im Jahr 1970, als der Weltressourcentag erstmals berechnet wurde, fiel der Tag noch auf den 29. Dezember. Die Welt kam also mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen nahezu aus. Seit der erstmaligen Errechnung hat sich der Zeitpunkt innerhalb der letzten 50 Jahre um mehrere Monate nach vorne verlagert. Umweltorganisationen und Verbände sprechen daher von einer dramatischen und vor allem besorgniserregenden Entwicklung. Denn gelebt wird damit auf Kosten künftiger Generationen, die mit immer weniger Ressourcen auskommen müssen.
Die Deutschen benötigen die Ressourcen von drei Planeten
Aktuell benötigt die Weltbevölkerung mittlerweile die Ressourcen von 1,75 Erden. Deutschland ist dabei bei weitem kein Musterknabe: Der deutsche Michel schaffte es trotz Corona noch auf drei Erden. Es ist der Lebensstil der reichen Industrienationen, der das Erdkonto über Gebühr belastet.
Hoher Industrieanteil in Deutschland verschlechtert die Bilanz
Für ihre Berechnungen nutzen das Global Footprint Network und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Daten der Vereinten Nationen. In die Regenerationsbilanz fließt zum Beispiel der Verbrauch von Holz, Ackerland und Fischgründen, aber auch der CO2-Ausstoß und die Flächennutzung mit ein.
Dass Deutschland in der Regenerationsbilanz der Erde im Vergleich deutlich schlechter dasteht als die meisten anderen Länder, liegt am relativ hohen Industrieanteil der heimischen Wirtschaft. So steht das verarbeitende Gewerbe hierzulande für rund 30 Prozent der Wertschöpfung, deutlich mehr als in anderen westlichen Volkswirtschaften wie Großbritannien oder USA.
Nachhaltige Ökonomie mit mehr Ressourcen-Effizienz ist erforderlich
Eine nachhaltige Wirtschaft und eine konsequente Kreislaufwirtschaft sind nach Meinung von Experten die Lösung zur Reduzierung des enormen Ressourcenverbrauchs. Unbegrenztes Wachstum ist mit den begrenzten Ressourcen des Planeten nicht vereinbar. Durch eine Ausrichtung der Unternehmen auf Ressourcen- und Klimaneutralität kann dem negativen Trend Einhalt geboten werden. Der Schaffung geschlossener Materialkreisläufe, bei denen Ressourcen nicht nur effizient genutzt, sondern auch die Entstehung von Abfällen minimiert würde, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.